Da ich ja im letzten Beitrag so richtig schön dramatisch gewesen bin, möchte ich heute nochmal einen  draufsetzen. Vom Thema her liegt die ganze Sache zwar ein wenig in der Grauzone, trotzdem muss das Ganze ja einmal diskutiert werden. Bei mir geht es heute  um : ,,Keinen Sex vor der Ehe”.

Vor einigen Jahren galt es als stinknormal, heutzutage wird es angeprangert: Geschlechtsverkehr vor der Ehe zu haben. Noch Jungfrau zu sein stellte ,,früher” ein besonderes, einzigartiges Geschenk für den zukünftigen Ehegatten dar, der diese durch das rot besudelte Laken beweisen konnte. Das war elemtar, denn man wollte bloß keine ,,schmutzige” Frau heiraten.

Heute sieht es etwas anders aus. Frauen sind emanzipiert und wir leben in einer freien Gesellschaft in der offen über Sexualität, Sexwünsche, wechselnde Partnerschaften und One Night Stands gesprochen wird. Noch dazu in einer sexualisierten Gesellschaft, in der “sex sells” ein großes Motto ist und überall in den Medien propagiert wird.

Sex dient nicht mehr nur noch der reinen Fortpflanzung, sondern ist ein netter, liebgewonnener Zeitvertreib, ein Hobby, eine Nebensächlichkeit mit Suchtfaktor, ja ein ein Indikator für eine gute Beziehung. Mittlerweile sogar ein Anzeichen für ein glückliches, erfülltes Leben und seltener ein anerkannter Beruf.

Sex nur in einer Beziehung?

Beziehungen werden oft mit Sex „angetestet“. Man macht sich eben schon einmal ,,warm” miteinander und wenn es schon im Bett nicht klappen will, braucht man gar nicht erst versuchen eine engere Bindung aufzubauen.

Sex ist eine Selbstverständlichkeit geworden, etwas, das man an jeder Straßenecke finden kann. Und zwar nicht gekauft, sondern geschenkt und hinterher geschmissen. Sex ist kein taburisierter Begriff mehr, aber ein irgendwie schmutziger.

Manchmal hört man Typen  sagen: ,,Hoffentlich ist sie keine Jungfer, sonst wird es anstrengend!” Denn während früher zahlreiche Männer in der ersten Hochzeitsnacht sich einfach ,,nahmen”, was ihnen traditioniell zugestand, so müssen sie heute Rücksicht walten lassen bzw. sich in Geduld üben.  Beziehungen können nämlich in unserer Wegwerfgesellschaft recht schnell aussortiert werden. Wie ein löchriger Mantel, den man nicht mehr schön findet. Man erinnere sich nur einmal an den gesellschaftlichen Trend des Casual Datings. Das Datein ist hierbei nur noch Mittel zum Zweck. Eine emotionale Beziehung wird hier gar nicht mehr (allenfalls oberflächlich) aufgebaut, sondern es geht einfach nur um ein Sextreffen.

Wer jetzt einfach sagt: ,,Ich habe keinen Sex und möchte auf den Richtigen warten”, der wird erst einmal ganz komisch angeschaut und belächelt. Mit Sex bis zur Eheschließung warten kann bedeuten, sehr lange wenn nicht sogar ewig zu warten. Warum also warten, wenn ich es schon heute ausprobieren kann? Getreu nach dem Motto man lebt nur einmal, sehen es viele gar nicht ein auf sexuellen Spaß zu verzichten. Ob Beziehung oder nicht. Da mus manchmal der gute Freund herhalten, ein Sexkontakt aus dem Internet oder ein One Night Stand aus der Disco.

Früher heiratete man nämlich sehr jung, meistens noch vor dem 20. Lebensjahr. Heute ist man mit dreißig noch jung – und gerne ledig denn es warten da draussen so vielespannende Erlebnisse, dass man noch nicht bereit ist sich zu binden und womöglich noch monogam zu leben.

Vor allem Männer haben angefangen, sich in dieser Hinsicht lange zu zieren. Bis sie plötzlich von Torschlusspanik gepackt werden und die nächste Frau nehmen, die halbwegs passt.

In einer „versexten“ Gesellschaft, in der es fast nur noch um Sex geht, hat man es als Jungfrau kein leichtes Leben. Zu groß der Gruppenzwang und der Druck durch die Medien.

Deshalb meine Meinung: Daumen hoch für all diese Revoluzzer 😉 ! Und das meine ich nicht sarkastisch, sondern bitter ernst, auch wenn ich nicht so bin. Ich schätze Menschen, die das wirklich durchziehen, Ihrem Standpunkt treu bleiben und sich nicht von Außen beirren lassen.

Auch, wenn es fast schon traurig klingt, entspricht es der traurigen Wahrheit: Ein Mensch, der mit dem Sexualakt bis zur Hochzeitsnacht wartet, ist ein mutiger Mensch. Er vermag sich durchzusetzen und weiß selbstverständlich auch, was er möchte.

Man kann darauf eine Wette abschließen, dass, diese Ehe länger hält als so manch andere, durch eine Kurzschlusspanik induzierte.  Und zwar aus folgenden Gründen:

  • Man besinnt sich auf bestimmte, gemeinsame Werte
  • Man weiß, dass gut Ding Weile haben will
  • Sex ist wichtig
  • Man gibt sich hin und zwar nur für diese einzige Person

Auf dieser Seite habe ich übrigens einen interessanten Artikel gefunden, der die gegenüberliegende Entwicklung aufzeigt, nämlich den Trend dazu, keinen Sex vor der Ehe zu haben.

Plädiere ich mit diesem Artikel jetzt also für eine Entsexualisierung? Wohl kaum, denn ich bin bekennende Sexliebhaberin par excellance. Ich glaube persönlich nicht, dass es besser ist, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Aber ich denke schon, dass es richtig sein kann an sich selber die Frage zu stellen, ob bei uns eigentlich alles so ganz korrekt läuft und sauber tickt. Viele bemessen den Wert Ihrer Beziehung an der Sexqualität und -quantität. zeigt der zeiger auf grün, ist auch sonst alles Tacko. Doch liebe Freunde: Liebe hat mit Sex überhaupt gar nichts zu tun. Und das wussten die mittlerweile verstorbenen Generationen vor uns sehr genau. Wir haben das vergessen und – was noch viel schlimmer ist – schlichtweg verlernt.